Das Weltmuseum Wien zeigt in einer originellen Schau die Reise des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand um die Erde.
"Franz is Here!“, titelte eine amerikanische Tageszeitung am 19. September 1893. Franz Ferdinand von Österreich-Este (1863-1914), Anwärter auf die Thronfolge der Habsburger Monarchie, war gerade in der Stadt Spokane im Bundesstaat Washington in den Vereinigten Staaten angekommen. Eine der vielen Stationen seiner zehnmonatigen Reise um die Erde, von der er „an Erfahrungen, an seltener Beute, an Sammlungen reich“ heimkehrte, wie er in seinem Tagebuch über die Reise vermerkte.
Unter dem gleichen Titel zeigt das Weltmuseum Wien einen kleinen Teil der überaus reichen Reisebeute des Habsburgers und leistet damit einen interessanten und originellen Beitrag zum Gedenken des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren.
Die Weltreise von Franz Ferdinand, der am 28. Juni 1914 mit seiner Gattin Sofie in Sarajewo ermordet wurde, sollte unter anderem dazu beitragen, den jungen Mann auf seine künftige Rolle als Herrscher von Österreich-Ungarn vorzubereiten. Unterwegs mit dem modernen Kriegsschiff SMS Kaiserin Elisabeth kombinierte er Repräsentationspflichten mit Besichtigungen und Jagdabenteuern. Der leidenschaftliche Jäger und Sammler brachte von der Reise etwa 18.000 naturkundliche und 14.000 ethnographische Objekte mit, die er selbst erlegt, gekauft, geschenkt bekommen oder in Auftrag gegeben hatte. Er sammelte von Anfang an in der Absicht, sich einen Ausstellungsort zu schaffen. 1909 fand sein Privatmuseum im neu errichteten Flügel der Wiener Hofburg, im so genannten Corps de Logis, eine Bleibe, die sich im Laufe der Geschichte als dauerhaft erweisen sollte. Nach Ende der Monarchie fiel die Sammlung an die Republik Österreich und wurde dem Naturhistorischen Museum zugewiesen. 1926 wurde die Ethnographische Abteilung des Naturhistorischen Museums mit der Sammlung von Franz Ferdinand im Corp de Logis zusammengeführt. Daraus ging zwei Jahre später das Museum für Völkerkunde hervor, das im April 2013 als Weltmuseum neu positioniert wurde.
Mit „Franz is Here!“ reflektiert das Haus nicht nur ein Kapitel der Beziehungen Österreichs zur Welt, sondern auch ein Stück der eigenen Geschichte. Dementsprechend hält sich die Ausstellung stark an den historischen Kontext. Franz Ferdinand war in seinem persönlichen Erinnerungsmuseum stets dagegen, dass einzelne Objekte beschrieben werden. Er beauftragte einen bildenden Künstler damit, die Objekte nach optischen und dekorativen Gesichtspunkten zu präsentieren. Diesem Konzept folgten die beiden Ausstellungskuratoren Christian Schicklgruber und Axel Steinmann. Die 900 ausgewählten Objekte werden lediglich nach Zeit und Ort entlang der Reiseroute geordnet. Die einzelnen Vitrinen-Setzkästen bilden Stationen der Reise, durch die Franz Ferdinand selbst mit den Worten seines Tagebuchs (gelesen von Cornelius Obonya) führt. „Arger Tand“ (Franz Ferdinand) steht gleichwertig neben erlesenen Kostbarkeiten und Raritäten. Die Faszination des Objektes an sich springt leicht auf die Betrachtenden über, die sich in eine andere Zeit versetzt fühlen.
Die große Sonderausstellung ist die letzte, bevor das Museum im November 2014 für zwei Jahre geschlossen wird. Dann beginnen Restaurierung und Umbau nach dem Entwurf des internationalen Mueseumsgestalters Ralph Applebaum Associates und des schottischen Architekturbüros Gareth Hoskins Architects. Die Wiedereröffnung ist für 26. Oktober 2016 geplant.
Franz is here! 9. April bis 2. November, Weltmuseum Wien, Heldenplatz, Neue Burg.
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